Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, haben oft viele Behandlungsmethoden und Arztbesuche hinter sich – doch was, wenn nichts hilft? Die Neuromodulation kann eine Lösung sein, sagt beispielsweise Frank Bode, Oberarzt am Klinikum Darmstadt.

Haben gut lachen:Jutta Unfried (rechts) und Marion Pankalla haben gute Erfahrungen mit der Neurostimulation gemacht. Oberarzt Frank Bode vom Klinikum Darmstadt hat zur Demonstration vor sich die Geräte liegen: Das eckige, schmale Neurostimulationsgerät aus Titan und darauf das Patientenprogrammiergerät aus Kunststoff. Links auf dem Tisch ein abgerundeteres und kleineres Stimulationsgerät. In der Hand hält Bode die Elektrode, die elektrische Impulse an das Rückenmark oder die peripheren Nerven weitergibt. Foto: Sabine Schiner
„Ich hatte seit Jahren Rückenschmerzen“, erzählt Jutta Unfried aus Rödermark. Nach einer Bandscheiben-Operation vor drei Jahren bekam die 67 Jahre alte Frau dann auch noch starke Kopfschmerzen. Der Orthopäde konnte ihr nicht helfen – und auch Frank Bode, Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Darmstadt, konnte ihr mit einer konservativen Therapie nur kurzfristig Linderung verschaffen. „Ich ging nicht mehr aus dem Haus und lag nur noch auf der Couch“, schildert Jutta Unfried ihre Situation. Bode entschied sich dafür, die Neurostimulation bei ihr anzuwenden.
Bei dieser Methode wird ein Stimulationsgerät unter der Haut platziert. Über eine dünne Elektrode, die in der Nähe des Rückenmarks implantiert wird, werden schwache elektrische Impulse an die Rückenmarksnerven gesendet. „Die Impulse maskieren die Schmerzsignale im Gehirn, so dass die Patienten lediglich ein leichtes, angenehmes Kribbeln spüren“, erklärt Bode. Die Patienten können selbst, mithilfe eines externen Geräts, die Intensität einstellen, um ihre Schmerzen im Alltag kontrollieren zu können.
Bei Jutta Unfried wurde das Neuromodulations-System Anfang Dezember implantiert. „Ich kann wieder aus dem Haus gehen“, freut sie sich. Vollkommen weg seien die Schmerzen bei ihr allerdings noch nicht.
Ganz zuversichtlich ist Marion Pankalla (71) aus Offenbach. Bereits in der Testphase hatte sie ein Erfolgserlebnis. „In einer Woche musste ich nur zwei Schmerztabletten nehmen. Auch mit dem Laufen ging es bei mir viel besser“, erzählt sie. Sie hatte jahrelang an Rückenschmerzen gelitten und war mehrmals an der Wirbelsäule operiert worden. Die Schmerzen blieben. „Mein Körper wurde immer schlapper, auch die Psyche leidet,“ so die Patientin. Selbst die Physiotherapie half ihr nicht. Anfang Januar wurde bei ihr ein Neurostimulator implantiert. Ihre Medikamentendosis hat sie seitdem um zwei Drittel reduziert.
Viele Patienten können mit Hilfe der Neurostimulation besser gehen, manche können auch wieder besser schlafen. „Bei etwa 80 Prozent der Patienten nehmen die Schmerzen um mindestens 50 Prozent ab“, so die Erfahrung, die Frank Bode gemacht hat. Die Methode eigne sich auch für Patienten, die an der Schaufensterkrankheit (peripherer arterieller Verschlusskrankheit) oder an instabiler Angina Pectoris („Brustenge“) leiden. In beiden Fällen wird mit der Neurostimulation die Durchblutung der Gefäße gefördert. „Es ist eine Methode, die man guten Herzens Patienten raten kann“, sagt Bode. Sie könnten, wenn die Wunden gut verheilt sind, mit dem Implantat sogar schwimmen gehen oder in die Sauna. Allerdings müssen die Batterien nach etwa sieben Jahren ausgetauscht werden. Das System funktioniert, so Bode, bei etwa 95 Prozent der Patienten. In den vergangenen vier Jahren habe es nur bei zwei seiner Patienten keine Verbesserungen gegeben. Insgesamt hat er in diesem Zeitraum 60 Patienten einen Neurostimulator implantiert. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Bode ist zuversichtlich, dass sich die Methode in der Schmerztherapie durchsetzt. Die Geräte seien getestet und seit Jahren auf dem Markt. „Wir machen hier keine Experimente.“
Frank Bode hält übrigens am 18. Februar einen Vortrag zur Neuromodulation auf dem Forum Neurochirurgie, einer Fortbildung für Ärzte (neurochirurgie@klinikum-darmstadt.de).